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Einleitung: Wer bin ich eigentlich – und in welcher Rolle gerade?

Ich habe in meinem Leben viele Rollen erlebt – wie du wahrscheinlich auch. Ich bin Berater, Freund, Ehemann, Hundeliebhaber, Musiker, Hausverwalter meiner eigenen vier Wände, und mitunter auch der, der nachts um drei die Heizung entlüftet, weil es irgendwo klopft. Und genau darum geht es heute: um diese verschiedenen Rollen – und was passiert, wenn wir sie vermischen oder eine Rolle über lange Zeit vergessen.

Besonders häufig begegnet mir das in der Arbeit mit Paaren: Die Elternrolle wird mit der Paarrolle gleichgesetzt. Das klingt erstmal logisch – schließlich hat man doch „gemeinsam“ Kinder. Und doch liegt genau darin ein weit verbreiteter Denkfehler.

Ein junges Paar. Soeben Eltern geworden. Nun beginnt die Eltern-Rolle. Doch dürfen sie nicht ihre Paar-Rolle vernachlässigen.

Lesedauer : 11 Minuten


Was genau sind eigentlich „Rollen“?

Im Alltag wechseln wir ständig unsere Rollen – meist ganz automatisch. Kraulst du liebevoll deinem Hund das Fell, bist du der fürsorgliche Tierbesitzer. Machst du deinen Job, bist du vielleicht Führungskraft, Teamplayer oder Fachspezialist. Wenn du Rechnungen bezahlst, den Müll rausbringst oder die Wohnungsverwaltung organisierst, bist du in der Rolle des Haushalts- oder Immobilienmanagers.

Diese Rollen sind wichtig – und sie helfen uns, unser Leben zu strukturieren. Doch besonders entscheidend wird es, wenn wir uns die beiden vielleicht tiefgreifendsten Rollen anschauen, die wir einnehmen können:

  1. Die Elternrolle
  2. Die Paarrolle

Die Elternrolle: Verantwortung, Fürsorge, Struktur

Die Elternrolle beginnt mit einer tiefgreifenden Veränderung. Plötzlich steht da ein kleiner Mensch im Mittelpunkt. Alles dreht sich um ihn oder sie: Schlafrhythmus, Ernährung, Betreuung, Schutz, Bildung. Ihr als Eltern müsst euch neu organisieren, Verantwortung übernehmen, oft zurückstecken – und das mit ganzem Herzen.

Gerade in den ersten zwei Lebensjahren ist das „Zurückstecken“ der Paarbeziehung normal – manchmal auch notwendig. Der Fokus liegt auf dem Kind, seinem Wohlergehen, seiner Sicherheit.

Doch: Wenn dieser Fokus dauerhaft bestehen bleibt, verliert die Beziehung zwischen den Erwachsenen an Tiefe, Lebendigkeit und Intimität.


Die unsichtbare Rolle: Warum „Hausfrau und Mutter“ nicht ausreicht

Im Zusammenhang mit der Elternrolle taucht immer wieder eine Bezeichnung auf, die mich persönlich innerlich zusammenzucken lässt: „Hausfrau und Mutter“.
Ein Begriff, der historisch gewachsen ist – und doch so viel von dem verschleiert, was wirklich dahintersteckt.

Früher bedeutete diese Rolle: Die Frau bleibt zu Hause, kümmert sich um Kinder, Küche und Haushalt.
Doch was dabei gern übersehen wird: Diese Aufgaben beinhalten nicht nur Versorgung, sondern auch emotionale Koordination, strategische Planung, Organisationsgeschick, Krisenmanagement, Alltagsführung, Schultermine, Gesundheitsversorgung, Einkaufsstruktur – und das alles meist parallel und ohne Anerkennung.

Ich kann mit dem Begriff „Hausfrau und Mutter“ nichts anfangen. Er klingt wie ein Relikt aus einer Zeit, in der Fürsorgearbeit unsichtbar und abgewertet war.
Ich spreche lieber von der Rolle der Familienmanagerin.

Denn das trifft es viel eher. Es macht sichtbar, was hier eigentlich geleistet wird – Tag für Tag, oft ohne Pause.
Eine Familienmanagerin hält den Laden zusammen. Sie denkt an alles, was im System Familie gebraucht wird, lange bevor andere es überhaupt merken.
Und genau deshalb braucht auch sie – wie jeder Mensch in einer beanspruchenden Rolle – Raum, Wertschätzung und einen Ort, an dem sie nicht nur funktioniert, sondern auch gesehen wird.

Viele Frauen identifizieren sich so stark mit dieser Rolle, dass sie darüber ihre Paarrolle vergessen. Nicht aus bösem Willen – sondern weil sie überlastet sind, nicht auffallen wollen oder weil sie denken, „so müsse es halt sein“.

Doch das ist es nicht.

Die Paarbeziehung braucht einen Platz neben der Familienkoordination. Denn nur wenn du auch in deiner Partnerschaft auftauchen darfst – als Frau, nicht nur als Mutter – kann Beziehung lebendig bleiben.


Die Paarrolle: Verbindung, Freude, Intimität

Die Paarrolle ist etwas anderes. Sie ist nicht funktional, sondern emotional. Sie ist das Fundament eurer Beziehung, lange bevor das Kind geboren wurde.

Zur Paarrolle gehören:

  • Leichtigkeit, Lachen, gemeinsame Visionen
  • Wertschätzung, Nähe, Austausch
  • Freundschaft, Sexualität, kleine Gesten
  • Das Gefühl: „Wir zwei gegen den Rest der Welt“

Doch diese Rolle kommt häufig unter die Räder, sobald Kinder da sind. Die Aufgaben als Eltern nehmen Raum ein, und wenn man nicht achtsam ist, bleibt für das Paarleben nur wenig übrig.

Ein junges Paar. sie denken darüber nach Eltern zu werden. Noch gehen sie total in ihrer PaarRolle auf.

Warum die Vermischung beider Rollen so gefährlich ist

In meinen Beratungen höre ich oft Sätze wie:

„Wir machen doch alles gemeinsam – wieso fühle ich mich trotzdem so alleine?“
„Ich dachte, wir sind doch ein Team – aber Nähe spüre ich kaum noch.“

Was hier geschieht: Die Aufgaben als Eltern werden fälschlich für die Paarbeziehung gehalten. Nur weil ihr beide gemeinsam Windeln wechselt, Arzttermine plant und Elterngespräche führt, bedeutet das nicht, dass eure Paarverbindung intakt ist.

Die Elternrolle ist eine organisatorische.
Die Paarrolle ist eine emotionale.

Und wenn ihr die emotionale Verbindung vernachlässigt, verliert ihr euch – auch wenn ihr organisatorisch „funktioniert“.

Les zu dem Thema auch den Blog-Artikel zum Thema Nestmodell. Dort zeige ich auch noch die Wichtigkeit der Rollen auf. Ganz besonders gehe ich in der dazugehörigen Podcast-Episode ein. Diese findest Du auch im Artikel.


Die häufigsten Fallstricke – und was du daraus lernen kannst

1. Die Mutter bleibt zu tief in der Elternrolle verhaftet

Besonders häufig erlebe ich Mütter, die sich vollständig mit der Mutterrolle identifizieren – aus Liebe, aus Pflichtgefühl, oft auch aus mangelnder Erlaubnis, sich wieder Frau und Partnerin zu fühlen. Die Paarrolle wird unbewusst verdrängt.

2. Der Vater fühlt sich emotional ausgeschlossen

Väter erleben in dieser Phase oft einen schleichenden Verlust an Verbindung. Sie spüren, dass ihre Partnerin emotional „weg“ ist – und wissen oft nicht, wie sie darüber sprechen sollen. Frustration entsteht. Rückzug folgt.

3. Unausgesprochene Erwartungen führen zu Enttäuschungen

Beide Partner hoffen, dass der andere „von selbst“ erkennt, was fehlt. Das Gespräch über Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte findet nicht statt. Und so wächst die Kluft.


Ab wann darf die Paarrolle wieder Platz bekommen?

Meine klare Erfahrung: Ab dem zweiten Lebensjahr des Kindes darf (und sollte!) die Paarrolle wieder bewusst gestärkt werden.

Das bedeutet nicht, dass die Elternrolle weniger wichtig wird – sondern dass ihr wieder als Liebespaar auftauchen dürft. Euch Raum nehmen dürft. Euch als Mann und Frau, als Partner und Partnerin begegnen dürft.


Was das für eure Beziehung bedeutet

Wenn ihr euch bewusst macht, dass ihr nicht nur Eltern, sondern auch ein Paar seid, könnt ihr Konflikte anders einordnen. Viele Frustrationen entstehen nicht aus dem Elternsein – sondern aus dem Gefühl, als Paar nicht mehr gesehen zu werden.

Ein praktisches Beispiel aus meiner Beratung:
Ein Vater sagte: „Ich mache doch alles für die Familie – warum reicht das nicht?“
Die Antwort war: „Weil es nicht um das Funktionieren geht, sondern um das Verbundensein.“


Wenn die Trennung kommt: Warum ihr trotzdem Eltern bleibt

Besonders deutlich wird diese Rollentrennung bei einer Trennung: Ihr trennt euch nicht als Eltern – ihr trennt euch als Paar.

Das heißt:

  • Die Enttäuschungen und Verletzungen gehören zur Paargeschichte.
  • Die Fürsorge und Verantwortung bleiben Teil eurer Elternrolle.

Wenn ihr diese Trennung anerkennt, könnt ihr als Eltern auch nach dem Beziehungs-Aus ein wertschätzendes Miteinander leben – im Sinne eures Kindes.


Die Auswirkungen auf die Kinder

Kinder spüren, ob ihre Eltern miteinander im Kontakt stehen – unabhängig davon, ob sie zusammenleben oder getrennt sind.
Wenn ihr eure Rollen reflektiert lebt, schenkt ihr euren Kindern:

  • emotionale Sicherheit
  • ein gesundes Beziehungsvorbild
  • die Erfahrung: „Meine Eltern können gut miteinander – auch wenn sie kein Paar mehr sind.“

Wie du die Paarrolle wieder aktivieren kannst – 5 Impulse für den Alltag

  1. Plant bewusste Paarzeit – und sprecht dabei nicht über das Kind.
  2. Fragt euch regelmäßig: „Wie geht es dir – als mein Partner?“
  3. Berührt euch öfter im Alltag – ohne Ziel.
  4. Teilt gemeinsame Zukunftswünsche – auch wenn sie klein sind.
  5. Holt euch Unterstützung, wenn ihr merkt, dass ihr euch verloren habt.

Fazit: Bewusst leben heißt bewusst unterscheiden

Ich wünsche dir, dass du die verschiedenen Rollen in deinem Leben nicht als Last, sondern als Einladung siehst: zur Klarheit, zur Verbindung und zur Lebendigkeit.

Denn nur wenn wir wissen, wer wir in welchem Moment sind, können wir einander wirklich begegnen – als Mutter, Vater, Partner oder Mensch.

Und wenn du das Gefühl hast, du brauchst gerade Orientierung in diesem Rollen-Wirrwarr, dann begleite ich dich gerne auf deinem Weg.


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Häufige Fragen rund um Elternrolle und Paarrolle (FAQ)

Zum Abschluss beantworte ich dir hier noch einige der Fragen, die mir in meiner Praxis besonders oft begegnen. Vielleicht findest du dich ja in der einen oder anderen wieder.

Was ist der Unterschied zwischen Elternrolle und Paarrolle?

Die Elternrolle dreht sich um alles, was euer Kind betrifft – Fürsorge, Verantwortung, Organisation. Die Paarrolle hingegen hat mit Nähe, Verbundenheit, Intimität und gemeinsamen Visionen zu tun. Viele Paare verwechseln diese beiden Ebenen – dabei brauchen sie jeweils ganz eigene Aufmerksamkeit.

Warum ist es so wichtig, zwischen beiden Rollen zu unterscheiden?

Weil ihr als Paar sonst Gefahr lauft, eure Beziehung nur noch als funktionierendes Elternteam zu erleben – und nicht mehr als Liebespaar. Die bewusste Trennung der Rollen hilft euch, wieder Raum für emotionale Nähe zu schaffen, ohne eure Elternverantwortung zu vernachlässigen.

Wann sollte die Paarrolle nach der Geburt wieder gestärkt werden?

Spätestens mit Beginn des zweiten Lebensjahres eures Kindes darf und sollte die Paarrolle wieder bewusst in den Alltag integriert werden. Kleine Rituale, Zeit zu zweit und ehrliche Gespräche können viel bewirken.

Was tun, wenn mein:e Partner:in nur noch Elternrolle lebt?

Spreche offen, aber liebevoll an, was dir fehlt – ohne Vorwurf, sondern mit dem Wunsch nach Verbindung. Oft hilft es, sich bewusst kleine Paar-Momente zu schaffen oder gemeinsam externe Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um wieder zueinander zu finden.

Wie lässt sich die Paarrolle im Familienalltag überhaupt leben?

Es braucht kein großes Event, sondern kleine, regelmäßige Zeichen von Nähe. Ein kurzes Gespräch beim Kaffee, eine bewusste Umarmung, ein Spaziergang ohne Kind – entscheidend ist das gegenseitige Commitment, die Paarbeziehung lebendig zu halten.

Was bleibt nach einer Trennung von der Paarbeziehung übrig?

Die Liebesbeziehung endet – doch die Elternrolle bleibt. Wenn ihr euch klar macht, dass der Frust nur auf der Paarebene liegt, könnt ihr als Eltern wieder gut miteinander kommunizieren. Das ist nicht nur für euch entlastend – sondern vor allem für eure Kinder heilsam.

Wie wirkt sich ein Ungleichgewicht der Rollen auf Kinder aus?

Kinder spüren, wenn ihre Eltern nur noch funktionieren, aber keine Verbindung mehr leben. Sie übernehmen manchmal sogar Verantwortung, die ihnen nicht zusteht. Wenn ihr eure Rollen klar lebt und trennt, schafft ihr Sicherheit, Orientierung und ein starkes Fundament für eure Kinder.

Wie kann ich als Vater wieder Zugang zur Paarrolle finden?

Indem du deinen Wunsch nach Nähe und Partnerschaft ernst nimmst – und ihn offen ansprichst. Erinnere dich an das, was euch einst verbunden hat. Auch ein offenes Gespräch oder ein gemeinsamer Beratungsprozess kann helfen, wieder emotionale Nähe aufzubauen.

Wann ist es sinnvoll, professionelle Hilfe zu suchen?

Wenn ihr merkt, dass ihr euch in Gesprächen nicht mehr erreicht, dass Nähe fehlt oder alte Konflikte immer wiederkehren, ist es absolut sinnvoll, sich Unterstützung zu holen. In meiner Praxis begleite ich euch genau an diesen Wendepunkten – mit Empathie, Erfahrung und Struktur.

Wie gelingt es, die eigene Rolle im Alltag bewusster zu leben?

Indem du dich regelmäßig fragst: „In welcher Rolle bin ich gerade – und was brauche ich darin?“ Achtsamkeit, Selbstreflexion und eine offene Kommunikation mit deinem Partner oder deiner Partnerin sind der Schlüssel. Du musst das nicht alleine schaffen – gerne begleite ich dich auf diesem Weg.

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