Stille Momente in der Partnerschaft. Manchmal beginnt Nähe dort, wo der Lärm endet. Nicht, weil alles perfekt ist, sondern weil ich mir erlaube, kurz stehen zu bleiben. Heute nehme ich dich mit auf eine kleine Reise: vom geschäftigen Großstadttrubel in Düsseldorf, über die sanften Pfade der Eifel und des Schwarzwalds, hin zu stillen Ritualen, die deine Beziehung im Alltag nähren.
1) Stille im Großstadtfluss
Unsere Praxis liegt in einem Stadtteil von Düsseldorf, nicht weit vom Zentrum. Da ich auf dem Land wohne, nutze ich mein E-Auto um die Praxis zu erreichen. Dabei nehme ich vor allem das wahr, was die Straße hergibt: da wird gedrängelt, es gibt spontane Spurwechsel ohne vorherige Anzeige, Ampelphasen, die oft so scheinen, wie ich sie nicht gebrauchen kann. An diesem speziellen Tag war etwas anders. Ich hatte in der Stadt zu tun, und so stellte ich das Auto im Parkhaus ab. Ich ließ mich zu Fuß durch die „Schluchten“ der Stadt treiben.

Schon nach den ersten Schritten fiel mir auf, wie viele Welten sich auf engem Raum begegnen: Menschen, die eilig zur Bahn hetzen; andere, die mit einem Eis in der Hand flanieren; Paare, die lachend an Schaufenstern stehen; Einzelne, versunken ins Telefonat. Hektik und Gelassenheit – Tür an Tür.
Ich entschied mich bewusst für eine Mini-Auszeit: Ich trat einen Schritt zur Seite, raus aus der Strömung. Ich blieb stehen, richtete die Schultern auf, atmete ruhig. Für ein, zwei Minuten tat ich nichts weiter, als zuzuschauen, wie die Stadt an mir vorbeifloss. Kein Einspruch, kein Urteil – nur Wahrnehmen. In solchen Augenblicken spüre ich, wie die Geräuschkulisse im Außen bleibt und mein Inneres eine andere Frequenz findet. Es ist, als würden zwei Welten aufeinandertreffen: das Drängende da draußen und das Ruhige in mir. Und in genau dieser Berührung entsteht ein kleiner Raum: Klarheit und Focus.
Weiterlesen zu Nähe im Alltag:
👉 Strategien für echte Nähe im Alltag – mein Überblicksartikel zu Verbundenheit im Alltag.
Übergang
Diese kleine Übung inmitten der Stadt erinnerte mich an eine vertraute Quelle derselben Ruhe, nur in anderer Umgebung: unsere Wanderungen.
2) Stille in der Natur – und stille Momente in der Partnerschaft
Wenn ich mit meiner Frau und unseren Hunden in der Eifel oder im Schwarzwald unterwegs bin, spüre ich denselben Frieden – nur trägt ihn dort der Wald. Das Rascheln der Blätter, der Duft von feuchter Erde nach einem Sommerregen, das sanfte Knacken unter den Sohlen – alles wird langsamer, weiter, wärmer.
Manchesmal suchen wir ganz bewusst besondere „Natur-Pfade“ die am besten dazu geeignet sind langsam und bedacht durch den Wald zu gehen. Besonders wenn es in der Nacht zuvor geregnet hatte. Dann sind die offen liegenden Wurzeln der Bäume ganz besonders glitschig und unter dem Moos verbergen sich oft kleine schlüpfrige Stellen. Hier ist eine ganz besondere Form der Achtsamkeit, der Klarheit und des Focus erforderlich.
In den Phasen der Wanderungen brauchen meine Frau und ich dann keine großen Worte. Oft reicht es, nur nebeneinander zu gehen, den Blick schweifen zu lassen und dabei den „Atem der Natur“ zu hören.

Unsere Hunde als Ruheanker
Sogar beim Schreiben dieser Geschichte bemerke ich bei mir den gleichen Focus wie bei einer der letzten Wanderungen. Mein Atem wird ruhiger, und ich genieße die Stille die mich grade beim Schreiben umgibt. Dabei höre ich das Atmen meiner beiden Hundedamen, die neben mir liegen und schlafen.
Ihre ruhige Präsenz – das gleichmäßige Heben und Senken ihres Brustkorbs – wirkt wie ein Taktgeber, der mich zurück in meinen Körper holt. Diese stillen Momente mit ihnen sind mehr als „niedlich“; sie sind unmittelbar. Tiere werten nicht, sie sind einfach da – und erinnern mich daran, dass Nähe vor allem Präsenz ist
Stille braucht Ehrlichkeit
In diesen leisen Minuten – ganz gleich, ob auf dem Waldpfad oder mitten in der Stadt – zeigen sich oft die wichtigeren Fragen:
Wie geht es mir wirklich?
Was brauche ich gerade?
Was möchte unausgesprochen bleiben?
Stille macht ehrlich. Und Ehrlichkeit macht Nähe möglich. Wir haben deshalb begonnen, uns bewusst Zeitfenster zu schenken: ohne Handy, ohne To-do-Liste, ohne „gleich noch schnell“. Nur wir – 15, 20, manchmal 30 Minuten. Mal sprechen wir, mal schweigen wir. Entscheidend ist dabei die Zuwendung. Zuwendung heißt für mich: Ich drehe mich meiner Frau zu – nicht nur mit meinem Körper, sondern auch mit meinem Kopf und meinem Herzen.
Aus diesen Erlebnissen ist etwas ganz Praktisches entstanden: kleine Rituale, die auch dann tragfähig sind, wenn der Alltag wieder Fahrt aufnimmt.
Ergänzender Artikel zum Thema:
👉 Beziehung stärken im Alltag: Kleine Rituale, große Wirkung – alltagstaugliche Ideen für mehr Wärme.
3) Deine Praxis im Alltag für die Stillen Momente in der Partnerschaft
Stille ist kein Ort, sondern eine Entscheidung. Und sie darf leicht sein. Hier sind Anregungen, die sich bewährt haben – nicht als starre Regeln, sondern als Einladung an Dich:
Morgens: Ankommen statt anrennen
Setz dich – noch bevor du den ersten Blick aufs Handy wirfst – zwei bis drei Minuten aufrecht hin. Schließe die Augen, leg eine Hand auf den Bauch und atme ruhig ein und aus. Spüre, wie du mit jedem Atemzug ankommst. Diese Mini-Praxis ist wie ein innerer Türöffner in den Tag.
Grün wirkt erdend
Pflege deine Pflanzen auf dem Balkon oder verbringe zehn bewusste Minuten im Garten. Indem du die Erde unter den Fingern spürst, beruhigt das den Geist – und oft auch die Beziehung.
Du hast Dein Refugium in der Stadt? Wunderbar, dann gehe in den Stadtpark oder Stadtwald. Genieße dieses kleine Fleckchen Erde und verbinde Dich dort mit der Natur.
In unmittelbarer Nachbarschaft zu unserer alten Praxis, im Stadtteil Düsseltal, an der Grenze zum Zoo-Viertel gibt es so ein Fleckchen Natur. Der Zoo-Park. Dort gibt es verschlungene Pfade, stille Ecken mit Park-Bänken, die zum Verweilen einladen. Ein Weiher mit ganz viel Gänsen, Enten und Schwänen.
Die nördliche Düssel durchfließt diesen Park. Dort herrscht auch diese gewisse Ruhe. Ich habe mich damals oft dort aufgehalten um aus dem Trubel des Praxislebens wieder in eine Ruhe-Insel zu tauchen. Bevor der nächste Termin auf mich wartete, konnte ich mich dort wieder zentrieren. Besonders wenn sehr emotionale Gespräche zuvor stattfanden waren diese Momente von besonderer Bedeutung für mich.
Eine Tasse „stille Momente für die Partnerschaft“ pro Woche
Leg einen „stillen Tee“ fest: eine Tasse, die ihr zu zweit in Ruhe trinkt. Keine E-Mails, kein Scrollen, nicht mal „schnell noch“. Nur sitzen, schmecken, da sein. Fünf bis zehn Minuten genügen.
Von unseren neuen Räumlichkeiten, ist der Weg zum Zoo-Park zu weit. Ich nutze hier gerne diese Ritual der „Stillen Tasse“. Wenn ich mir einen Tee aufgieße und dann genußvoll das Treiben auf dem Parkplatz unter unserer Dachterrasse betrachte, erlebe ich den selben Moment wir zuvor in der Stadt beschrieben.
Gemeinsam kochen, bewusst genießen
Macht aus dem Schnippeln ein kleines Ritual. Riecht an den Kräutern, achtet auf die Farben, hört dem Zischen in der Pfanne zu. Bewusste Sinneseindrücke holen euch ins Jetzt – und das Jetzt ist der einzige Ort, an dem Nähe entsteht.
Daneben können auch die Gerüche des Gemüses, oder des Bratgutes einen Moment des Genusses bewirken. Das wiederum führt bei mir zu einem Gefühl der Leichtigkeit.
Musik & Licht
Ein Album, das euch beiden guttut, Kerzenlicht, vielleicht ein kurzer Blickkontakt, der länger hält als sonst. Solche Mikro-Momente erschaffen Verbindung, ohne viel zu „machen“.
Verabredet euch zu einem musikalischen Genußabend. Legt euere Lieblingsplatte auf. Oder hört eueren Lieblings-Stream. Setzt euch nebeneinander und genießt diese intime Nähe die eine ruhige Musik bei Kerzenschein oder gedämpftem e-Licht ausmacht. Gebt euch den Träumen hin die in euerem Kopf aufkommen. Sprecht darüber, sanft, friedlich. Erlebt die Momente der Schwingung und der Harmonie.
„Stille Zeit“ verabreden
Gebt dem Kind einen Namen: zehn Minuten „stille Zeit“ am Morgen oder Abend. Wer mag, meditiert; wer nicht mag, sitzt einfach. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Präsenz. Ähnlich wie bei der „Stillen Tasse“ zuvor. Erdung durch ruhige Genussmomente sorgen für einen wunderbaren Start in den Tag.
Digitaler Rand
Legt Markierungen an die Ränder des Tages: Die erste halbe Stunde nach dem Aufstehen und die letzte halbe Stunde vor dem Schlafen bleiben offline. Dieser einfache Rahmen schützt das, was zart ist: eure innere Ruhe – und eure Paarzeit. Vereinbart diese Auszeit von digitalen Elementen – dieses Digital-Detox- ganz bewußt. Und erlebt wie diese Auszeiten ein Gefühl des Wohlseins auslösen.
stille Momente der Partnerschaft in der Morgendämmerung: Schwarz zu Blau
Ich liebe diese kurze Passage am frühen Morgen, wenn die Nacht langsam weicht. Wenn du magst, probiere es aus: Setz dich an dein Lieblingsfenster, beobachte den Himmel – ganz ohne Worte. Dieser stille Übergang erinnert daran, dass auch in Beziehungen vieles in leisen Nuancen geschieht. Nicht alles braucht eine „Lösung“ – manches will nur gesehen werden.
Vor Jahren hatte ich mal diesen ganz intensiven Moment. Ich war damals mit einer Gruppe Menschen zu einem Segeltörn auf dem IJsselmeer verabredet. Im Hafen von Lemmer haben wir die ganze Nacht Spass gehabt und viel geredet. Irgendwann am frühen Morgen, es war irgendwo zwischen 4 und 5 Uhr, begab ich mich an Deck. Diese Stille und dieses Erleben der Morgendämmerung war überwälltigend für mich. Das interessante daran ist, das mir dieses Bild von Schwarz zu Blau im Gedächtnis geblieben ist.
Sogar wenn ich das Stück von Peter Fox höre, muß ich an diese Nacht denken.
Stille Kommunikation
Manchmal ist das Offenste ein stilles „Ich bin da“. Leg eine Hand auf die Schulter deines Partners, halte den Blick, atme zusammen. Worte können später kommen. Erst die Präsenz, dann das Gespräch.
Der Moment des stillen Erlebens kann ganz tief gehen.
Kleine Vereinbarungen statt großer Vorsätze
Nähe wächst in handlichen Schritten. „Heute Abend trinken wir unsere stille Tasse Tee“ ist machbarer als „Ab jetzt jeden Abend eine Stunde Paarzeit“. Euer Alltag darf das Tempo bestimmen – eure Entscheidung gibt die Richtung.
Exklusives Erstgespräch – wenn Veränderung jetzt konkret werden darf
Klarheit gewinnen, 1–2 tragfähige Mikro-Rituale definieren, Bindung & Autonomie balancieren – wertschätzend, strukturiert, auf Augenhöhe.
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Vertiefung & vernetzte Inhalte:
👉 Was ist emotionale Selbstregulation beim Paar? – mit fünf Übungen für mehr Ruhe.
👉 PaarPost – inspirierende Beziehungsgeschichten (Podcast) – regelmäßig neue Impulse zum Hören.
Ein Schluss, als ein Anfang, für stille Momente in der Partnerschaft
Wenn du die Verbundenheit zu deinem Partner vertiefen möchtest, beginne mit einem einzigen Moment: tritt – im wahrsten Sinne – einen Schritt zur Seite. Atme. Schau. Höre. Erkenne die Stillen Momente deiner Partnerschaft.
Vielleicht entdeckst du, dass die Stadt weiter rauscht, der Wald hörbar atmet, die Hunde vor sich hin dösen – und du mittendrin klarer wirst. Aus dieser Klarheit erwächst Zuwendung. Und aus Zuwendung entsteht Nähe.
Bleib neugierig. Sei freundlich mit dir. Und nutze die Stille als Verbündete. Sie flüstert oft genau das, was du brauchst – und manchmal auch das, was ihr beide hören müsst.
Wenn dich das Thema weiter begleitet, freue ich mich, wenn du in die nächste Podcast-Episode reinhörst. Dort tauchen wir tiefer in achtsame Rituale ein und erkunden, wie stille Kommunikation nicht nur Liebe stärkt, sondern auch unseren ganz persönlichen Wachstumsweg in der Partnerschaft.
Bis dahin: Gönn dir eine Tasse Stille. Heute. Nur fünf Minuten. Und schau, was passiert.





